Hinsehen. Handeln. Jetzt!

Der Inhalt dieser Seite enthält neben den Auflistungen zu Beratungsangeboten auch Inhalte und Bildverarbeitungen zu den Themen Gewalt, Diskriminierungserfahrung und Ähnlichem. Dies kann manchen Menschen triggern, also negative Reaktionen, schwierige Gefühle, Erinnerungen oder Flashbacks auslösen. Bitte achten Sie gut auf sich.

Hallo und eine gute Zeit,

wünschen wir allen Leser:innen / Nutzer:innen dieser Seite.
Aber was ist „eine gute Zeit?“ In unserem Verständnis ist das Wichtigste für „eine gute Zeit“, dass jeder Mensch aufwachen kann, ohne Angst vor etwas haben zu müssen. Und dass es Menschen gibt, denen man vertraut und umgekehrt. Fachleute sprechen dabei von den lebensnotwendigen Grundbedürfnissen nach Sicherheit und Bindung.

„Keine Angst zu haben und vertrauen zu können“ – sind die wirkungsstärksten Momente für jeden Menschen, um „einen guten Tag“ zu beginnen oder „ein frohes Kind“ sein zu können. Aber überall auf der Welt gibt es Menschen, gibt es Kinder – die jeden Tag mit Angst erwachen, mit Angst vor Gewalt, mit Angst vor sexueller Gewalt. Sexuelle Gewalt an Kindern ist kein Einzelfall, sondern gehört zum gesellschaftlichen Alltag.

Das bedeutet, nicht jeder sexuelle Missbrauch führt zu einer (schweren) Traumafolgestörung. Einige Kinder und Jugendliche zeigen ihre Not durch depressives, ängstliches, aggressives Verhalten (nach außen gerichtet oder gegen die eigene Person z. B. in Form von Selbstverletzungen) oder
entwickeln Essstörungen. Es gibt aber durchaus Kinder/Menschen, die derartige Erfahrungen relativ gut bewältigen. Das hängt zum Beispiel von der Schwere des/der Übergriffe ab, ob die Täter:innen Verwandte waren oder davon, ob die Person Menschen hatte, die ihr bei der Verarbeitung geholfen
haben bzw. noch helfen.

Die Zahlen sind schockierend: Jeden Tag werden in Deutschland mehr als 40 Kinder Opfer von sexuellem Missbrauch | Stand 2020. Siehe https://de.statista.com/statistik/daten/studie/38415/umfrage/sexueller-missbrauch-von-kindern-seit-1999.

Trotz des Wissens, trotz öffentlich bekannter Straftaten, trotz thematischer Präsenz in den Medien wie auch im eigenen sozialen Umfeld zeigt sich auch bei konkreten Verdachtsfällen im Querschnitt ein auffallend distanziertes Verhaltensmuster innerhalb der Zivil-Gesellschaft. Warum ist das so? Warum wird möglicherweise „die Privat-Sphäre“ über das Wohl von Kindern gestellt? Sicherlich auch oft wegen Unsicherheiten, wegen der Ungewissheit, ob da nebenan wirklich etwas passiert.

Aber massivstes Unrecht wie sexuelle Gewalt an Kindern ist nie „privat“!

Sexueller Missbrauch hat extrem viele Fassetten. Missbrauchssituationen reichen von grenzverletzenden verbalen oder körperlichen Übergriffen mit einem relativ geringen strafrechtlichen Tatbestand bis hin zum schwersten Missbrauch mit hohem Straftatbestand. Die Dimensionen physischer und psychischer Verletzungen bzw. Langzeitfolgen bei betroffenen Kindern sind sehr verschieden. Das bedeutet: Nicht jeder sexuelle Missbrauch ist mit einem schweren Trauma verbunden. Einige Kinder und Jugendlichen zeigen Verhaltensauffälligkeiten, manche entwickeln Essstörungen oder selbstverletzendes Verhalten, anderen ist vermeintlich gar nichts anzumerken.

Diese Webseite ist in den verschiedenen Perspektiven mit der Lebensgeschichte von J. M. verbunden. J. M. hat den erlebten sexuellen Missbrauch viele Jahre später auf „ihrem Weg zu sich selbst“ über Malen und Zeichnen ihrer Erfahrungen aufgearbeitet. Als Folge schwersten traumatisierenden Missbrauchs entwickelte sich bei ihr eine dissoziative Identitätsstörung.

Die Webseite „Hinsehen. Handel. Jetzt!“ soll denen helfen:

  • die von sexueller Gewalt bedroht waren/sind,
  • die keine Worte hatten/haben,
  • die nicht wissen, was sie tun können (Betroffene wie auch Helfende).

Diese Webseite soll Menschen von nebenan ermutigen, anzuklopfen und nachzufragen… Dabei ist es immens wichtig, dass existierende Hilfe-Netzwerke weiter ausgebaut werden. Dieses Online-Projekt ist dynamisch, d.h. Gesetzesänderungen oder neue Projekte etc. werden zeitnah eingearbeitet. Es ist auch ein Versuch, verschiedenste Informationen zu bündeln – und dieses Wissen sehr einfach zugänglich zu machen.

Lautlose Hilferufe hören, verstehen und unmittelbar handeln – ist unerlässlich, um Gewalt an Kindern zu beenden oder sogar zu verhindern.

J. M. hat begonnen „ihren Weg zurück in die Wirklichkeit“ zu finden. Durch die Jahre mit sexueller Gewalt, mit Angst und tiefsten Selbstzweifel wurde es ihr nicht gewährt, ihr Ich als Ganzes auszubilden. Dass sie heute die Vielschichtigkeit ihres Ich kennen lernen und leben kann, ist auch in der Komplexität biografischer Wege begründet – in eigener Kraft, in Zufälligkeiten von Begegnungen mit Menschen, die stärken und unterstützen…

J. M. – Initiatorin der Aktion „Hinsehen. Handel. Jetzt!“ – möchte aus ihren eigenen Erfahrungen heraus, dass alles Denkbare getan wird, Kindern so schnell wie möglich zu helfen; dass sich in der Gesellschaft eine bewusste Sensibilität für von Gewalt betroffene Kinder entwickelt. Aus diesem Grund macht J. M. ihren erschütternden Weg zurück in die Wirklichkeit in ihren Bildern und in ihren Worten öffentlich.

Diese Seite wurde zusammen mit J.M., der Dipl.-Psychologin Nadine Berger (arbeitet als psychologische Psychotherapeutin), dem Kinderschutzzentrum Leipzig und der Frauenkultur Leipzig erarbeitet.

Es gibt Aufkleber zur Webseite, die zum Verteilen bei uns bestellt werden können.
Bei Bedarf einfach Anfragen unter: hallo@frauenkultur-leipzig.de

Hinsehen. Handeln. Jetzt!

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